Im Namen der Tiere

Olivier van Beemens Buch „Im Namen der Tiere“ ist eine ausgezeichnete und seriös recherchierte Arbeit, die zu Beginn wie ein Thriller anmutet. Doch bald wird klar, dass es hier um eine tiefgreifende Analyse der NGO African Parks geht, einer Organisation, die in zahlreichen afrikanischen Ländern Naturschutzgebiete verwaltet.

Van Beemen beleuchtet die Entstehungsgeschichte von African Parks und wirft dabei eine zentrale Frage auf: Betreibt diese Organisation lediglich unter dem Deckmantel des Naturschutzes eine Art fortgesetzte Kolonialpolitik?

Der Autor führt Gespräche mit Menschen, die in und um die Naturparks leben. Sie werden als Wilderer kriminalisiert, obwohl sie lediglich versuchen, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Hier stellt sich die ethische Frage: Was hat Priorität – das Wohl der Menschen oder das der Tiere? Oder vielleicht die moralischen Leitlinien, die sich African Parks selbst auferlegt? Deren Vision scheint zwar klar: Afrika soll ein unberührter Garten Eden sein, in dem der Mensch als Störfaktor empfunden wird.

Van Beemens akribische Recherche zeigt sich in seiner Offenlegung von Quellen, Korrespondenzen und persönlichen Enttäuschungen. Er konfrontiert African Parks mit seinen Erkenntnissen und wird dabei mehrfach zurechtgewiesen. Sein Buch regt dazu an, den Naturschutz kritisch zu hinterfragen und ist eine spannende Lektüre für all jene, die eine Safari planen. Es wirft ein Licht auf die oft verschwiegenen Schattenseiten des Naturschutzes.

Ein ungutes Gefühl bleibt: Ist unser Bild von Afrika realistisch? Erfordert es tatsächlich in jedem Park die „Big Five“? Und wie werden die Grundbedürfnisse der Menschen dort in Wahrheit geschützt? Naturschutz kostet Geld, darüber sollten die Einheimischen bestimmen.

Nach Gesprächen mit Vertretern aus Malawi erhielt ich eine Einladung zu einer Reise, die ich daraufhin öffentlich ausschrieb:

African Parks ist in vielen Ländern aktiv, zu denen ich Webauftritte publiziere und gerne zu den beschriebenen Parks recherchiere.

Trotz ihrer weitreichenden Aktivitäten erzielt African Parks nur in einem Park in Ruanda wirtschaftlich-angemessene Deckungsbeiträge. African Parks ist von Spenden abhängig und hofft auf ein Geschäftsmodell mit Umweltzertifikaten.

Doch der Naturschutz bleibt ein gesellschaftliches Anliegen und darf keine Spielwiese des Kapitalismus sein. Es lassen sich zudem keine eindeutigen Belege dafür finden, dass staatliche Parks schlechter wirtschaften als African Parks. Vielmehr genießt die lokale Bevölkerung hinsichtlich staatlichen Parks mehr politische Mitsprache.

Der Tourismus schafft nicht genügend Arbeitsplätze für die stark wachsende Bevölkerung. Hierfür muss deutlich mehr getan werden, denn nur entwickelte Volkswirtschaften schaffen Wohlstand.

Fazit

Afrikanische Länder sollen laut internationalen Vereinbarungen 30 Prozent ihres Kontinents unter Naturschutz stellen. In der Schweiz sind wir jedoch nicht einmal bereit, 30 Prozent unserer Landwirtschaftsfläche der Biodiversität zu widmen.

Afrikanische Gemeinschaften dürfen keine Maßnahmen gegen Wildschäden ergreifen, während wir uns hierzulande über den Wolf beschweren. Es ist unbestritten, dass nur die Koexistenz von Mensch und Tier dem Naturschutz nützt. Wir verfügen über genügend Finanzen und meinen, dort bestimmen zu können. Afrikanische Bürger werden als unfähig tituliert, wenn es darum geht, ihre Wirtschaft aufzubauen. Doch könnten wir es unter den Prämissen, die dort herrschen, besser?

Viele Reiseveranstalter betrachten diese Thematik als zweitrangig. Sie suchen nach gut gemanagten Parks, und eben gerade African Parks wird als professionelle Organisation wahrgenommen. Besonders hochpreisige Safaris werden gerne angeboten und verkauft, während aber die sozialen und ethischen Folgen des Naturschutzes von African Parks oft unbeachtet bleiben. Ich beabsichtigte, auf Reisemessen mit Veranstaltern über ihre Einschätzung zu African Parks zu sprechen:

Dominic Eckert von Dreamtime beschwerte sich deshalb bei der Messeleitung, fand solch ein Verhalten unakzeptabel und möchte nichts mehr mit mir zu tun haben.

Ich führte dort jedoch auch viele gute Gespräche. Dennoch, die Reisebranche sollte sich für mehr Nachhaltigkeit gegenüber Mensch und Natur einsetzen.

Olivier van Beemen: „Im Namen der Tiere“ 315 Seiten,
erschienen im Beck Verlag, ISBN 978-3-406-82207-0

Weitere Rezensionen sind in der Welt, der Süddeutschen und der FAZ erschienen

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